AN WEN GINGEN DIE ERSTEN HILFSSENDUNGEN DES SCHEIZERISCH-BALTISCHEN KOMITEES?

NU-Das Schweizerisch- Baltische Komitee (früher „Hilfskomitee“) wurde 1948 ins Leben gerufen. Damals stand die Hilfe der durch den 2. Weltkrieg stark in Mitleidenschaft gezogenen Deutschbalten im Vordergrund, die seit der Umsiedlung 1939 in Folge des Stalin-Hitler Vertrages in Deutschland lebten. Das schweizerische Komitee half auf Grund von Angaben von Vertrauenspersonen vor Ort mit Lebensmittel- und Kleidungspaketen. Besonders begehrt waren Kaffee, Schokolade und Schuhe. Dazu ein Anschauungsbeispiel auf Grund eines kürzlichen Hinweises von Jörn Schneider aus Lüneburg, Pastor im Ruhestand und Beauftragter der Evangelisch-Lutherischen Kirche Estlands für humanitäre Hilfe aus Deutschland, Estlandhilfe/Lieberg-Fonds:

Meine Mutter und meine drei jüngeren Schwestern lebten in zwei winzigen Zimmern in dem Dorf Rütenbrock ( heute Teil von Haren/Ems) direkt an der holländischen Grenze, und ich fuhr an jedem zweiten Wochenende mit dem Fahrrad die 28 km nach Haus. Das erste Paket aus der Schweiz muss 1951 gekommen sein. Später berichtete meine Mutter noch einmal davon. Nach ihrem Tod 2001 fand ich unter ihren Papieren auch eine kurze Notiz -vermutlich von der deutsch-baltischen Landsmannschaft- aus dem Jahre 1956, „dass eine weitere Unterstützung von Frau Schneider nicht mehr nötig sei“. Der Hinweis auf ihre so missliche Lage muss wohl von der deutschbaltischen Gruppe in Meppen ausgegangen sein, zu deren Vorstand sie regen brieflichen Kontakt unterhielt und den sie gelegentlich auch mit dem Fahrrad aufsuchte.

Eine Kriegerwitwen- und Waisenrente von insgesamt 90 DM pro Monat erhielt sie ab Mitte 1949. Vorher lebten wir von der Fürsorge. Sie ging fast täglich von Bauernhof zu Bauernhof und reparierte oder nähte Kleider. Als 1949 die Nachzahlung der mehrere Jahre nicht gezahlten Rente – abzüglich der Fürsorgebezüge – kam, reichte das gerade für den Kauf einer Nähmaschine. „Damit kann ich Tisch, Stühle und Betten verdienen“, sagte sie und nähte nun illegal zuhause.

Nach dem Abitur 1929 in Reval war sie Sekretärin ihres Onkels Alfred Intelmann gewesen, der später Direktor der deutschen Volksgemeinschaft in Riga war und dann auch 1939 die Umsiedlung von dort mit zu organisieren hatte. Nähen war immer schon ihr Hobby gewesen. Sie wollte ihrem Vater (Dipl. Ing. Hellmuth Lemm in Reval) nicht auf der Tasche liegen und fand Arbeit in der Berliner Opernschneiderei.

Bis zur Wende hat meine Mutter sich sehr um die Hilfspakete der Deutschbalten in Lüneburg für Landsleute in der DDR gekümmert.“

Heute werden Personen und Organisationen im Sozialbereich der drei baltischen Länder Estland, Lettland und Litauen direkt unterstützt, da wo der Staat mangels Budget noch nicht einspringen kann. Die Armut in Randregionen ist immer noch sehr hoch. Ebenfalls werden kulturelle Veranstaltungen von KünstlerInnen aus dem Baltikum gefördert. Von den drei Ländern nimmt je eine gebürtige Vertreterin Einsitz im Vorstand des Komitees. Die Mittel stammen von Gönnerinnen und Gönnern.